Unser Ökohaus - die konstruktiven Merkmale im Detail:
1 Rohbau2 Wärmedämmung3 Lehmwände und Lehmdecke4 Innenausbau5 Raumklima6 Energieversorgung7 Regenwassernutzung
Der Bau ist als Fachwerk in Ständerbauweise ausgeführt (Baujahr 1991/92). Die verwendeten Fichtenbalken (D) entstammen heimischer Produktion. Sie sind mit einer Borsalzlösung gegen Schädlingsbefall imprägniert, Mittel auf Chlor-Basis wurden nicht verwendet.
Außen sind die Ständer mit Holzfaserplatten beplankt (F). Diese Platten werden ohne Zusatz von Klebemitteln durch Erhitzen und Pressen von Holzfasern hergestellt, eine geringfügige Beigabe von Bitumen als Feuchteschutz ist erforderlich. Sämtliche Holzarbeiten wurden von der Tischlerei und Drechslerei Volker Schmidt ausgeführt (die Zimmerarbeiten gehören nicht zum Standardangebot dieser Firma).
Den Abschluss bildet eine Klinker-Vormauerung (G) mit Hinterlüftung zur Abführung der Feuchtigkeit. Die Klinker wurden in Algermissen hergestellt.
Innen sind die Ständer mit Gipsfaserplatten beplankt (E). Diese Platten werden ausschließlich aus Naturgips und Altpapier hergestellt. Kunststofffolien als Dampfsperre sind bei diesem Wandaufbau nicht erforderlich.
Sämtliche Decken sind als mit Rauspund belegte Holzbalkendecken ausgeführt (C). Stahlbeton wurde nicht verwendet.
Die Dachsparren sind ebenfalls nach innen mit Gipsfaserplatten und nach außen mit Holzfaserplatten beplankt. Auf Konterlattung und Lattung liegen Tonziegeln. Als Dampfbremse wurden Glasfaserarmierte Baupapiere verwendet, Kunststofffolien kamen nicht zum Einsatz.
Die Fundamente sind als eisenlose Betonstreifen ausgeführt (A), auf eine Stahlbetonplatte bzw. -Wanne wurde verzichtet. Der Keller ist mit Kalksandstein gemauert (B) und mit Bitumenwellplatten gegen stauende Feuchtigkeit geschützt, Schaumstoffplatten wurden nicht eingesetzt.
Der bewohnte Bereich des Hauses wird von einer allseitig geschlossenen Hülle aus Altpapierflocken umgeben (I). Diese sind in die Hohlräume zwischen dem Ständerfachwerk, zwischen den Deckenbalken und den Dachsparren eingeblasen worden.
Die Dämmschichtdicke beträgt in Wänden und Decke 20 cm und an den Dachschrägen 23 cm. Die Verwendung von Mineralfasern und Kunststoffen konnte völlig vermieden werden.
Die Fenster bestehen aus heimischer Fichte und sind mit Wärmeschutzglas (J) verglast. Die Holzoberflächen sind mit Naturharzöl gegen Witterungseinflüsse geschützt, synthetische Chemie-Produkte kamen nicht zum Einsatz. Die Abdichtung der Fensterrahmen zum Baukörper erfolgte durch Ausstopfen mit Kokosfaser, Montageschaum wurde nicht verwendet.
Damit die gute Wärmedämmung auch bei Wind erhalten bleibt, wurden sämtliche kritischen Anschlussstellen mit glasfaserarmierten Baupapieren abgedichtet (H). Als Kleber diente Natur-Korkkleber. Kunststofffolien und -Schäume wurden nicht verwendet.
Die Innenwände wurden mit ungebrannten Lehmsteinen ausgemauert, die Erdgeschoßdecke wurde mit ungebrannten Lehmsteinen belegt (K). Die Lehmsteine übernehmen eine Reihe von Funktionen:
die Schalldämmung zwischen den einzelnen Räumen ist besser als bei Leichbauwänden,
die Wärme aus Sonneneinstrahlung wird in den Steinen gespeichert und nachts wieder abgegeben, die Raumtemperatur bleibt konstant, im Sommer heizen sich die Zimmer nicht so stark auf,
der ungebrannte Lehm nimmt das 10-fache an Feuchtigkeit auf, wie gebrannte Ziegel - die Luftfeuchtigkeit in den Räumen wird ausgeglichen.
Die Lehmsteine wurden von einer Ziegelei in der Nähe von Kassel bezogen. Leider waren die Ziegeleien in der näheren Umgebung nicht bereit, ungebrannte Steine zu liefern. Als "Mörtel" diente der Lehm aus der Baugrube, Kalk oder Zement wurden nicht verwendet.
Hier wird die Lehmschlämpe auf den ausgelegten Lehmsteinen als Estrich verteilt.
Für die Fußböden wurden weitgehend Naturprodukte verwendet: Kork, Holzparkett, Keramikfliesen, Ziegenhaar-Teppichboden (Q). Als Kleber und für die Oberflächenbehandlung wurden ausschließlich Naturprodukte eingesetzt. Kunststoffe wurden nicht verbaut.
Der Fußboden-Unterbau besteht aus Holzfaserplatten, die ohne Zusätze von Klebern aus Holzfasern hergestellt wurden. Schaumstoff-Platten wurden nicht verwendet.
Als Wandfarben wurden ausschließlich Natur-Dispersionsfarben eingesetzt (P).
Treppen und Türen sind aus heimischen Hölzern angefertigt und mit Naturharzöl und Bienenwachs behandelt. Kunststoffe wurden nicht eingesetzt.
Sämtliche Holzarbeiten wurden von der Tischlerei und Drechslerei Volker Schmidt ausgeführt.
Die Raumheizung erfolgt überwiegend über Heizwände (R). Die in einem Hohlraum eingeschlossene Luft wird über umlaufende Konvektoren (S) (s. Bild 6) erwärmt und gleicht so die Wärmeverluste durch die Außenwände aus. Im Rauminneren bildet sich eine sehr gleichmäßige Temperaturverteilung aus. Durch die geringen Temperaturunterschiede wird Staubaufwirbelung fast völlig vermieden, die Luft bleibt staubarm.
Um die Vorteile einer guten Wärmedämmung richtig nutzen zu können, ist eine kontrollierte Be- und Entlüftung installiert. Durch einen Ventilator (N) wird Frischluft im erforderlichen Maß angesaugt und in die Wohnräume eingeblasen (L). Die Abluft wird aus Küche und Bädern abgesaugt (M) und nach außen befördert. In einem Kreuzwärmetauscher (O) gibt die abgesaugte Abluft dabei die Hälfte ihrer Wärme an die angesaugte Frischluft ab.
Durch die ungebrannten Lehmsteine (K) werden Schwankungen der Raumtemperatur und -Feuchtigkeit ausgeglichen.
Durch die mit Naturstoffen behandelten Oberflächen werden gesundheitsschädliche Ausgasungen und elektrostatisch aufgeladene Flächen vermieden, die den Hausstaub in Schwebe halten und ein unbehagliches Reizklima schaffen würden.
Der Staubanfall in den Räumen wird weiter reduziert durch eine zentrale Staubsauganlage. Der Staubsauger ist im Keller fest installiert und saugt den Staub über ein Rohrleitungssystem mit Steckdosen in den verschiedenen Stockwerken ab. Die Partikel, die trotz Filter aus dem Staubsauger austreten, gelangen nicht in die Wohnung zurück.
Um störende elektrische Felder im Schlafbereich zu minimieren, wurden Netzfreischalter installiert. Diese registrieren, wenn kein Verbraucher eingeschaltet ist und schalten dann den gesamten Stromkreis bereits im Sicherungskasten ab.
Heizung und Warmwasserversorgung werden durch die Verbrennung von Holz und durch Sonnenwärme direkt gespeist. Damit werden ausschließlich regenerative Quellen genutzt. Durch die gute Wärmedämmung werden pro Jahr weniger als 10 Raummeter Brennholz verfeuert. Von Mitte April bis Ende September genügt die direkte Sonnenwärme.
Der speziell für die Holzverbrennung konstruierte Kessel mit Nachverbrennung (V) sorgt für eine gute Energieausbeute bei niedriger Schadstoffemission. Das im Kessel erhitzte Wasser gelangt über einen Kreislauf in den Energiespeicher (W) mit einem Wasserinhalt von 1000 Litern. Mit dem Energiespeicher ist es möglich, den Kessel auch in der Übergangszeit immer mit voller Leistung zu fahren. Dadurch wird die Schadstoffemission minimiert und ein Versotten von Kessel und Schornstein vermieden. Außerdem muss nur einmal täglich geheizt werden, um den Energiespeicher aufzuladen.
In einem Sonnenkollektor mit einer Fläche von 7 Quadratmetern auf dem Garagendach wird die Sonnenenergie direkt zur Erhitzung von Wasser genutzt. Das heiße Wasser gelangt über einen Kreislauf in den Wärmetauscher (Z) und lädt ebenfalls den Energiespeicher (W) auf.
Für den Heizkreislauf und die Warmwasserzapfstellen wird dem Energiespeicher (W) die Energie jeweils über einen Wärmetauscher (X,Y) entnommen.
Die Stromversorgung erfolgt über das öffentliche Netz. Durch die Beteiligung an einer Windkraftanlage (Windkraft Vienenburg) wird auch dieser Anteil aus erneuerbaren Quellen gedeckt.
Es wurde ein Regenwassersammler aus Betonringen mit 5 Kubikmeter Fassungsvermögen im Erdreich installiert (T), in dem das gesamte Regenwasser der Dachflächen aufgefangen wird.
Mit einer Hauswasseranlage (U) wird das Regenwasser aus dem Sammler angesaugt und über eine zweite Wasseruhr und ein getrenntes Leitungsnetz in die Toilettenspülungen gepumpt.
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Hans-Heinrich Schmidt-Kanefendt,
25.01.2004
details.htm
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